Mich hat vor ein paar Tagen der Blog einer Kollegin inspiriert, die über ein Thema geschrieben hat was mich auch tagtäglich betrifft und ich möchte diesen aufgreifen und ergänzen um auch noch mehr auf das Thema aufmerksam zu machen. vielen Dank an die Quelle „Kann man von Kunst leben?“ | ARTISTA
Kaum eine Frage triggert mich als Künstlerin so sehr, „wie „Kann man denn davon [davon heißt von der Kunst] leben?“ wenn ich nach meinen Beruf gefragt werde. Ich habe mich auch schon oft dabei erwischt mich zu schämen, wenn ich sage ich bin Künstlerin. Ganz offensichtlich herrscht im Kopf meines Gesprächspartners und scheinbar auch in meinem (sonst wäre es nicht da ) das Bild vom der armen, brotlosen Künstlerin, die zum Scheitern verurteilt ist.“ Und das auch noch als alleinerziehende Mutter in diesen Zeiten? Wie kann man denn nur so naiv sein?
Diese Frage trifft Künstler*innen wie mich tief ins Herz, weil ich diese Annahme sofort mit meinem eigenen Wert und der eigenen Berufung/ Bestimmung in Verbindung bringe und es nicht nur meine Kunst sondern auch mich in Frage stellt. Es bringt mich als Künstlerin regelmäßig an den Rande der Verzweiflung, wenn ich von meinem Umfeld statt Halt und Bestärkung nur Verständnislosigkeit, Geringschätzung und (indirekte oder direkte) Ablehnung erfahre. Diese Erfahrungen sind sehr schmerzhaft und machen auf Dauer kreative feinfühlige Menschen krank. Viele Zweifel und Unsicherheiten resultieren meist nicht aus uns selbst, sondern sind die übergestülpten Grenzen von Anderen, die man irgendwann selber glaubt, übernimmt und sich dann im Außen manifestieren. Aussagen, wie oben beschrieben, werden dann zu eigenen Denkmustern und Glaubenssätzen ( bereits in der Kindheit ) und „sabotieren dann das eigene Schaffen und Sein, wenn wir nicht frühzeitig die Reißleine ziehen uns abgrenzen und uns davon nicht mehr beeinflussen lassen und eher in Mitgefühl auf diese gesellschaftlich antrainierten Konstrukte schauen.“
„Das Bild der „brotlosen Kunst“ ist ein Konstrukt, an das viele Menschen unserer Gesellschaft glauben,“ weil es sich immer und immer wieder sichtbar bestätigt wird“ und es uns bereits in der Schule so beigebracht wird, das Kunst doch eher etwas fürs Hobby ist. Kinder malen, Erwachsene nicht? Dabei ist Kunst eines der ersten Ausdrucksmittel in der Kindheit, was uns später wieder abtrainiert wird. Auch wird uns genau erzählt, wie man denn malt, was gute und schlechte Kunst ist. Nichts wird mehr bewertet und verglichen in dieser Welt und der Verkaufswert in Frage gestellt, wie bei der Kunst.
Wenn über Kunst gesprochen oder geschrieben wird, dann hört man früher oder später so etwas wie, dass es sicherlich schwer sei, von der Kunst zu leben?“. Selbst Künstler*innen und ich weiss genau wovon ich hier spreche, weil ich es immer noch am eigenen Leib die Auswirkungen meiner eigenen Limitierungen, vor allem finanziell spüre, tragen unbewusst ihren Teil dazu bei.
„Ein Satz wie („es ist schwer von Kunst zu leben“) mag vielleicht zunächst die Herausforderungen als Künstler hervorheben, aber beim Rezipieren, kommt dann leider für die Mehrheit nur eines rüber: dieser Künstler kommt nur schwer über die Runden. Wo wir wieder bei der „brotlosen Kunst“ sind.“
Meist ist auch die Rede ist von „Kleinkünstlern“, die zusätzlich noch einem „NebenJob“ nachgehen müssen, weil sie davon allein nicht überleben können oder aber von den berühmten Künstlern, Schauspieler und Musikern “ den Reichen „. Wenn nun jemand auf einen Künstler trifft, vermutet er, dass dieser entweder zur ersten Kategorie (reich, berühmt) oder zur zweiten Kategorie („armer Schlucker“) gehört? „Es ist schlicht Unwissenheit, welches Menschen zu dem Glauben an den „brotlosen Künstler“ bringt. Die meisten Menschen haben keine Vorstellung davon, welche Bedeutung Kunst in unserem Leben hat.“ Kunst ist unser heutigen reizüberfluteten Welt selbstverständlich und erscheint wie unsichtbar und hat damit an Wert verloren. Und dabei spreche ich nicht nur davon, was Kunst dem Künstler bedeutet, sondern die Bedeutung, welche Kunst für unsere Gesellschaft hat, für uns selbst, auch im eigenen Malen, was die Kunst mit uns und unserer Heilung zu tun hat. Viele glauben über sich selbst das sie nicht malen können und das zeigt sich dann auch so.
„Hinzu kommt, das die Motivation für Künstler morgens aufzustehen um ihrem künstlerischen Schaffen nachzugehen, nicht darin besteht, möglichst viel Geld zu verdienen und/oder sich tolle Dinge davon leisten zu können. sondern eher darin Menschen und der Welt etwas geben zu wollen. Einen Gedanken, ein Gefühl, einen Impuls, Inspirationen „und vor allem Wandlung und Transformation. Hier besteht dann auch die Gefahr für den Künstler in falsche Bescheidenheiten zu verfallen und zu wenig Geld, bis gar kein Geld, für seine Kunst zu nehmen oder nicht an sich und seine Kunst zu glauben. In der heutigen Zeit mit der schnellen Energie kann dies tatsächlich fatale Folgen für das eigene Kunstbusiness haben.
Ich bin selbst mit diesem Gedankenkonstrukt aufgewachsen und habe aus diesen Gründen Architektur anstatt Kunst studiert, die ja auch mit Kunst zu tun hat, dachte ich, aber gesellschaftlich und väterlich anerkannt. Wie sich aber rausstellte, leider nur ganz am Rande die Kunst streift und eher eine Dienstleistung in der einer harten Männerstruktur beschreibt, geprägt von Technik, Fakten, Regeln und Zahlen. Das heißt, ich bin nicht meiner inneren Stimme gefolgt, sondern eher meiner Familie und der gesellschaftlichen Wertung entsprechend, andere Wege gegangen, die irgendwann durchbrochen werden mussten. Die alten Glaubenssätze bleiben jedoch meist tief im Unbewusstem vergraben und spiegeln sich dann als Künstlerin in unserem Leben. Heute weiß ich das ich meinen Wert nach Außen trage und mir dementsprechend Menschen begegnen, die diesen widerspiegeln. Da dieses Kunstbild jedoch so weit verbreitet ist, denke ich das es auch ein Kollektives Problem ist.
Fortsetzung folgt….